Unmittelbar und als Erstes erleben wir die Übersetzung des englischen Wortes „flow“ als „fließen, strömen“ hier visuell in den gezeigten Arbeiten von Kathrin Edwards und Georg Treitz. Bei Edwards im Motiv der Welle, bei Treitz in den ineinanderfließenden Farben seiner Hinterglasmalerei.
In zweiter Instanz könnte man jedoch auch mit der Flow-Theorie des Glücksforschers Mihály Csíkszentmihályi weiterkommen. Demgemäß bezeichnet „Flow“ das als beglückend erlebte Gefühl eines Zustandes völliger Versenkung, das restlose Aufgehen in einer Tätigkeit. Flow wird ähnlich erlebt wie eine Trance. Diesen Zustand kennen sicherlich die meisten Künstler, sowie auch Chirurgen, Extremsportler, Bastler usw. Bei Kathrin Edwards und Georg Treitz wird allerdings schon durch die Betrachtung der reinen Arbeitsweisen klar: ohne Flow geht es nicht!
Wie sieht das im Einzelnen aus? Sowohl die Grafik als auch die mit einem 3-D-Stift geschaffenen Objekte von Kathrin Edwards zeigen eine außergewöhnliche Feinheit, Perfektion und Sensibilität. Durch das Ergebnis erlebt man nachvollziehbar die Versenkung in eine immer weiterführende Verfeinerung künstlerischer Technik. Dies braucht Zeit, Geduld und repetitive Wiederholung einzelner Handlungen. Zwischen dem Machen und dem Loslassen des Resultats stellt sich der Flow ein.
Georg Treitz arbeitet hingegen einem Alchimisten gleich: Farben unterschiedlicher chemischer Zusammensetzungen werden hinter Glas ineinanderfließen lassen und aufgetragen. Der Künstler beobachtet die Verdrängung oder Verschmelzung und greift ein – oder lässt geschehen. Die vollständige Konzentration auf die Reaktion der Farben ist zweifelsohne die perfekte Voraussetzung für den Flow.
Die dritte Ebene, auf der sich hier ein Flow einstellt, ist der Betrachter selbst. Sei es bei der Versenkung in die sich fast unmerklich ändernde Lichtsituation – und somit auch der Farbigkeit bei den aktuellen Arbeiten von Georg Treitz. Oder aber beim Verfolgen feinster Linien und Farbnuancen in den Farbradierungen beziehungsweise der sich ändernden Schatten der „Fireflies“ von Kathrin Edwards.
Go with the flow!